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Ukraine: Untersuchungen gegen Geistliche der Ukrainischen Orthodoxen Kirche

09. November 2022

Der Sicherheitsdienst der Ukraine führt eine Untersuchung gegen Vertreter der Eparchie Kirovohrad der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) durch.

Diese sollen gegen die territoriale Integrität der Ukraine agitiert und religiösen Hass geschürt haben, wie der Sicherheitsdienst am 31. Oktober auf Facebook offiziell bestätigte. Zuvor hatte es schon unbestätigte Meldungen über Durchsuchungen in der Eparchie gegeben. 

Laut der offiziellen Mitteilung gab es in den Eparchien Kirovohrad und Alexandrija sowie an den Wohnorten der Verdächtigen Durchsuchungen. Dabei wurde eine Korrespondenz zwischen dem Metropoliten von Kirovohrad und dem russischen Patriarchen Kirill sowie eine „große Menge in der Russischen Föderation produzierte antiukrainische Materialien“ gefunden. Entsprechend vorläufigen Beurteilungen enthalten deren Texte strafbare Elemente, insbesondere Verstöße gegen Art. 110 des Strafgesetzes – Angriff auf die territoriale Integrität und Unverletzlichkeit der Ukraine – und Art. 161 – Verletzung der Gleichberechtigung der Bürger abhängig von ihrer rassischen, nationalen und religiösen Zugehörigkeit, religiösen Überzeugung, Invalidität oder anderen Merkmalen. 

Im Verlauf der bisherigen Untersuchung sei festgestellt worden, dass die „antiukrainischen Materialien aktiv unter den Geistlichen und Gläubigen verbreitet wurden, um bei ihnen für den Angreiferstaat günstige Haltungen zu bilden“. Unter anderem sei die Annexion der Krim gerechtfertigt worden. Die Untersuchung werde weitergeführt, berichtete der Sicherheitsdienst. 

Seit dem Beginn der Invasion hat der Sicherheitsdienst 23 Strafverfahren aufgrund von subversiven Handlungen von Vertretern der UOK eingeleitet. Es gebe bereits 33 Verdächtige, erklärte der amtsführende Leiter des Sicherheitsdienstes, Vasyl Maljuk, in einem Interview vom 27. Oktober mit Interfax Ukraina. Unter diesen seien „klassische Agenten, die detaillierte Informationen sammeln“, aber auch „banale Feuerspäher“. Dabei verwies er auf einen kürzlich in der Region Vinnytsja verhafteten Geistlichen, der in ständigem Austausch mit dem russischen Geheimdienst FSB gestanden habe. Insgesamt attestierte er der UOK ein Bedrohungspotenzial für die Ukraine, sie biete ein ideales Umfeld für feindliche Agitation. Allerdings könne der Sicherheitsdienst mit dieser Bedrohung gut umgehen. 

Gegen diese Darstellung der UOK protestierte deren Sprecher Erzpriester Nikolaj Danilevitsch, die „Journalisten haben diese Frage einseitig beleuchtet“. Diese „Einzelfälle“ von Kollaborateuren bestreite und rechtfertige in der UOK niemand, schrieb er auf Telegram. Aber der feindliche Nachrichtendienst arbeite nicht nur in der UOK, sondern in verschiedenen Bereichen wie Militär, Justiz oder Politik. In den Strukturen des Staats und der Sicherheitskräfte gebe es viel mehr Fälle von Kollaboration, erklärte Danilevitsch weiter. Das Staatliche Untersuchungsbüro habe seit Kriegsbeginn 420 Verfahren wegen Staatsverrat und Kollaboration gegen Justiz- und Staatsbeamte eröffnet. Der Leiter der Nationalpolizei habe zudem von 1 358 Fällen von Zusammenarbeit mit dem Feind gesprochen. Darauf reagierte der Sprecher der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), Erzbischof Evstratij (Zorja), mit dem Vorwurf, die UOK habe im Gegensatz zu den Sicherheitsdiensten keinen der Kollaborateure in ihren Reihen offiziell entlassen oder bestraft. (NZ, 3.11.2022). 

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