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Urteil im Mordfall an zwei Jesuitenpatres in Moskau

28. September 2009

Das Moskauer Stadtgericht hat am 25. August den 38jährigen arbeitslosen Michail Orechov aus Tver wegen vorsätzlichen Mordes an Pater Dr. Viktor Bétancourt-Ruiz SJ sowie Totschlags an Pater Dr. Otto Messmer SJ zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Die Staatsanwaltschaft hatte 15 Jahre Zuchthaus gefordert. Der Prozess fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Letzten Oktober waren die beiden Jesuitenpatres in ihrer Wohnung, die der Gesellschaft Jesu in Moskau gehört, ermordet aufgefunden worden (s. G2W 1/2009, S. 9). Der Mörder wurde am 6. November gefasst und bekannte sich schuldig: Am Abend der Tat habe er sich zunächst allein mit Pater Viktor Bétancourt-Ruiz in der Wohnung der Opfer aufgehalten, dabei sei es «wegen plötzlich entbrannter persönlicher feindseliger Beziehungen» zum Streit gekommen, in dessen Verlauf er mit einer Hantel auf sein Opfer eingeschlagen habe. Unmittelbar nach der Tat habe das zweite Opfer, Pater Otto Messmer, überraschend die Wohnung betreten. Um seine Tat zu vertuschen, habe er auch diesen getötet. Woher Täter und Opfer sich kannten und zu welchem Zweck sich der Täter in der Wohnung der beiden Patres aufgehalten hatte, ist nicht bekannt.

Nach der Tat hatte die Katholische Bischofskonferenz der Russischen Föderation erklärt, die «katholische Kirche in Russland habe einen schweren Verlust erlitten. Zwei äußerst engagierte und bei den Gläubigen höchst beliebte Priester sind aus dem Leben geschieden». Erzbischof Paolo Pezzi zelebrierte in der Moskauer Kathedrale Unbefleckte Empfängnis Mariens eine Totenmesse. Die sterblichen Überreste der beiden Patres wurden nach Deutschland bzw. nach Ecuador überführt.

Viktor Bétancourt, geb. 1966, stammte aus Ecuador und hatte in Argentinien und Deutschland studiert sowie an der Päpstlichen Universität Gregoriana promoviert. Seit 2001 wirkte er in Russland, wo er Kandidaten für die Aufnahme in die «Gesellschaft Jesu» vorbereitete. Zuletzt wirkte er als Stv. Leiter des «In- stituts für Philosophie, Theologie und Geschichte des Hl. Thomas von Aquin» in Moskau. - Otto Messmer war russischer Staatsbürger und stammte aus einer russlanddeutschen Familie, sein Bruder Nikolaus Messmer ist Apostolischer Administrator von Kirgisien. Otto Messmer leitete seit 2002 als Ordensoberer die Geschicke der unabhängigen russischen Region der Gesellschaft Jesu in Moskau. Michail Orechov, geb. 1973, war vor den beiden Morden wiederholt wegen Diebstahls, Vergewaltigung und Überfall verurteilt worden. Seinen Lebensunterhalt verdiente er in Moskau als Stricher, bei seiner Verhaftung durch die Polizei war er in einem Homosexuellenlokal aufgegriffen worden.

www.portal-credo.ru, 3., 6. November 2008; www.interfax-religion.ru, 25. August 2009 - O.S.

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