Skip to main content

Wiedervereinigung der ungarischen Reformierten

28. September 2009

Auf einer Synode, die am 22. Mai in Debrecen stattfand, haben sich die seit 1920 administrativ getrennten Teilkirchen der Ungarischen Reformierten Kirche wieder vereinigt.

Die Teilung war Folge der Aufspaltung des ehemals habsburgischen Staatsgebietes in mehrere Staaten im Vertrag von Trianon. Neben den vier Kirchenbezirken der Reformierten Kirche in Ungarn schlossen sich auch die Kirchenprovinzen in Siebenbürgen (Rumänien), der Vojvodina (Serbien), der Karpato-Ukraine und Sloweniens der Vereinigung an. Darüber hinaus bekundeten die reformierten Teilkirchen Kroatiens und der Slowakei ihre künftige Mitwirkung in der gemeinsamen Synode. Die kroatischen Reformierten wollen sich in Kürze auch institutionell anschließen. Die reformierte Kirche der Slowakei, deren Mitglieder (neben ethnischen Slowaken) mehrheitlich Angehörige der ungarischen Minderheit in der Südslowakei sind, lehnt den Zusammenschluss ab. In der in Debrecen verabschiedeten Vereinigungsproklamation heißt es, man habe seit dem Zusammenbruch des Kommunismus «auf die eine Ungarische Reformierte Kirche» hingearbeitet. Das Zusammengehörigkeitsgefühl sei trotz der Trennung von 1920 bestehen geblieben. Die Ungarische Reformierte Kirche sei eine Synodalgemeinschaft von Mitgliedskirchen und ihre Verfassung schließe den Anschluss ungarischer reformierter Kirchen, die außerhalb des Karpatenbeckens bestehen, ausdrücklich ein. - Die Ungarische Reformierte Kirche in den USA hat bereits angekündigt, sich ebenfalls anzuschließen. Weltweit gibt es etwa 3,5 Mio. ungarische Reformierte. Der ungarische Staatspräsident Sólyom würdigte die Vereinigung der ungarischen reformierten Kirchen als «Schritt, der weit über ein bloßes Ereignis des Protestantismus hinausreicht», indem er «die Einheit der ungarischen Nation stärkt, die zu schützen und vertreten unser gemeinsames Ziel ist.» Damit erhält die Wiedervereinigung von Debrecen auch einen nationalitätenpolitischen Aspekt. Im rumänischen Siebenbürgen etwa leben rund 1,6 Mio. Ungarischsprachige (nicht nur reformierter Konfession), denen Bukarest gerne «Separatismus » unterstellt.

Gustav-Adolf-Blatt 3/2009 - R.C.

Drucken