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RGOW 2012 07-08: weil Einheit Austausch braucht

RGOW 2012 07-08: weil Einheit Austausch braucht

ZUM JUBILÄUM

Erich Bryner: 40 Jahre Berichterstattung über Osteuropa
Vor 40 Jahren wurde das Institut G2W gegründet, Anfang 1973 erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift, die damals noch «Materialdienst» hieß. Der Autor gibt einen Überblick über 40 Jahre Berichterstattung über und aus Osteuropa – von den Problemen während des Kalten Kriegs über die neuen Herausforderungen nach 1989 bis zum gegenwärtigen Anliegen der Zeitschrift, das Zusammenwachsen Europas zu fördern.

ÖKUMENE

Dagmar Heller: Was sind die derzeitigen Herausforderungen an die Ökumene?
Die Ökumenische Bewegung zählt zu den Erfolgsgeschichten der Christenheit im 20. Jahrhundert. In jüngster Zeit überwiegen jedoch zunehmend die Klagen über den Zustand der Ökumene, da sich die Kirchen in wichtigen Fragen nicht anzunähern scheinen. Als neue Herausforderung benennt die Autorin vor allem die Globalisierung, die Begegnung mit anderen Religionsgemeinschaften und ethisch-moralische Fragen.

Guido Vergauwen: Ökumene - Beten und Handeln
Die Charta Oecumenica und Dietrich Bonhoeffer betonen die Einheit von Glauben und Tun. Nur im Zusammenwirken beider lasse sich die konfessionelle Selbstgenügsamkeit aufsprengen und auf dem Weg zur Einheit der Kirchen voranschreiten.

Evgeny Pilipenko: Herausforderungen der Ökumene aus orthodoxer Perspektive
Aus orthodoxer Perspektive sind hinsichtlich der gegenwärtigen Herausforderungen an die Ökumene vor allem eine Rezeption des modernen theologischen Denkens und ökumenischer Ansätze in der Orthodoxie dringlich und notwendig. In der Frage möglicher Einheitsmodelle lehnt Pilipenko eine ausschließliche (Rück-)Orientierung an «urchristlichen» oder innertrinitarischen Einheitsvorstellungen ab und plädiert stattdessen für ein Zusammenwirken von gottmenschlichem und zwischenmenschlichem Tun.

Reinhard Thöle: Warum es sich lohnt, sich mit der Orthodoxie auseinanderzusetzen
Trotz zahlreicher theologischer Dialoge zwischen den Kirchen kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Ergebnisse der Dialogrunden in den jeweiligen Kirchen kaum rezipiert worden sind. In seiner persönlichen Betrachtung führt der Autor Gründe an, wie im Gespräch mit der Orthodoxie neue Perspektiven für die Ökumene gewonnen werden könnten. Der Orthodoxie könnte gar eine fundamentalökumenische Leitfunktion zufallen, da sie idealtypisch an der Einheit von Schrift, Tradition und Liturgie festhält.

ORIENTALISCHE KIRCHE

Wolfgang Schwaigert: Die Apostolische Kirche des Ostens
Die historischen Wurzeln der Apostolischen Kirche des Ostens liegen in Mesopotamien und in Persien. Außerhalb des Römischen Reiches gelegen, verfolgte die Kirche früh eine eigene theologische Entwicklung. Im Frühmittelalter war die Kirche die größte Missionskirche ihrer Zeit: ihr Jurisdiktionsgebiet erstreckte sich bis nach China. Gegenwärtig hat die Kirche unter einer Spal- tung und der zunehmend schwierigeren politischen Situation im Nahen Osten zu leiden.

RUSSLAND

Jens Siegert: Putins Probleme: Alles wie immer und doch ganz anders
Anfang Mai hat Vladimir Putin seine dritte Amtszeit als russischer Präsident angetreten. Fraglich ist allerdings, wie gefestigt seine Macht ist. Denn die wirtschaftlichen Probleme des Landes sind enorm, immer mehr Menschen sehen das politische System als illegitim und die bisherige Politikerkaste als verbraucht an. Putin steht so vor dem Dilemma, wie mit den Protestierenden umzugehen.

Regula Zwahlen: Die neue Öffentlichkeit der Russischen Orthodoxen Kirche
Die Russische Orthodoxe Kirche genießt in der russischen Gesellschaft ein hohes öffentliches Ansehen. Die neue Öffentlichkeit erfordert aber auch einen neuen Umgang mit Kritik, der sich die Kirchenleitung mit ihrer gegenwärtigen klaren Positionierung für politische, autoritäre Stabilität unweigerlich aussetzt. Viele Beobachter wundern sich über die heftigen kirchlichen Reaktionen auf einen sog. «aggressiven Liberalismus».

Joachim Willems: Religionsfreiheit in Russland - eine Bilanz nach zwei Jahrzehnten
Informationen über die Situation der Christen östlich des Eisernen Vorhangs zu sammeln und zu publizieren – das war vor vier Jahrzehnten der Ausgangspunkt der Arbeit des Instituts G2W. Von Beginn an lag ein Schwerpunkt auf der Sowjetunion bzw. Russland. Die Sorge um die Religionsfreiheit war dabei ein zentrales Anliegen. 20 Jahre nach der Gründung von G2W hat sich jedoch mit dem Zusammenbruch der sozialistischen Regime die Lage grundlegend verändert – Anlass, eine Bilanz zu ziehen: Was wurde in Russland in den letzten 20 Jahren im Blick auf die Garantie von Religionsfreiheit er- reicht, wo bleibt die Umsetzung der Freiheitsrechte von Gläubigen ungenügend?

Gerd Stricker: Russische Orthodoxie und Judentum
Nach den Teilungen Polens im 18. Jahrhundert lebten auch zahlreiche Juden im Russischen Reich. Der jüdischen Bevölkerung stand die orthodoxe Kirche zumeist skeptisch bis ablehnend gegenüber. Der Antisemitismus und die Pogrome gegen Juden gingen jedoch nicht von der Kirche aus. Einzelne Bischöfe riefen sogar zu Verständigung mit dem Judentum auf. Nach der Perestrojka kam es zu einem öffent- lichen Wiederaufleben einzelner lautstarker ultraorthodoxer, antisemitischer Gruppierungen.

MITTEL- UND SÜDOSTEUROPA

Karin Rogalska: Kirchen und Glaubensgemeinschaften in Orbáns Ungarn
Das neue ungarische Religionsgesetz gereicht besonders nichtchristlichen und kleineren protestantischen Glaubensgemeinschaften zum Nachteil. Es wurde u. a. von ungarischen Intellektuellen und vom Europarat kritisiert. Zu den von Orbán vorgenommenen Neuerungen gehört auch die Einrichtung eines Staatssekretariats für Kirchenangelegenheiten. Gegenüber den Anliegen von Juden und Roma betont die Regierung zwar ihre Aufgeschlossenheit, dennoch ist die Regierungspolitik ambivalent.

Jürgen Buch: Bartoszewski und die polnische Judenhilfe im Zweiten Weltkrieg
Das bewegte Leben des polnischen Historikers, Publizisten und Politikers Władysław Bartoszewski ist stark durch seine Zeit als Aktivist der katholischen Judenhilfe-Organisation Żegota während des Zweiten Weltkriegs geprägt worden. Der Organisation ist es damals gelungen, tausenden jüdischen Kindern das Leben zu retten. Der Autor hat Bartoszewski zu seinem Engagement in der Żegota interviewt.

Milan Koljanin: Juden in Serbien vom Zweiten Weltkrieg bis heute
Über 80% der Juden in Serbien bzw. Jugoslawien haben während des Zweiten Weltkriegs ihr Leben verloren. Nach 1945 existierten nur noch kleine jüdische Gemeinden im Land, die durch die Auswanderung nach Israel weiter schrumpften. Zum jugoslawischen Staat unterhielt die jüdische Gemeinschaft insgesamt gute Beziehungen. Allerdings ist seit den 1980er Jahren eine Zunahme antisemitischer Zwischenfälle zu beobachten.

Adela Halo: Demokratie in Albanien - ein Travestiespiel?
Im Juni 2012 finden in Albanien Präsidentschaftswahlen statt. Das Land steckt noch immer in einer tiefen politischen Krise: Keines der zwölf Kriterien für die 2009 beantragte Mitgliedschaft in der EU ist bisher erfüllt, u.a. ist die dringende Parlamentsreform noch immer nicht abgeschlossen. Die Autorin ortet das Problem vor allem in der mangelnden Beteiligung nationaler zivilgesellschaftlicher Akteure an der Entwicklung demokratischer Institutionen, was nicht zuletzt auf einen eher resultat- als prozessorientierten Ansatz bei der EU-Integration zurückzuführen sei.