Skip to main content

Dossier Armenien

Dossier Armenien

Armen Ghazaryan: Samtene Revolution und neuer linker Diskurs in Armenien
Der Machtwechsel in Armenien verdankt sich einer breiten Protestbewegung, die bewusst Abstand von geopolitischen oder ideologischen Aussagen genommen hat. Dennoch hat sich in verschiedenen Protestbewegungen der letzten Jahre zaghaft ein linker Diskurs etabliert. Nach der Unabhängigkeit wäre dies undenkbar gewesen, doch die gewachsene gesellschaftliche Ungleichheit hat dazu geführt, dass linkes Gedankengut bei der jungen Generation wieder salonfähig geworden ist.

Richard Giragosian: Armeniens „Samtene Revolution“ geht weiter
2018 kam es in Armenien dank breiten gesellschaftlichen Protesten zu einem Machtwechsel, der als „Samtene Revolution“ bezeichnet wurde. Seither hat sich die neue Regierung trotz Fehlern bewährt, und der neue Ministerpräsident hat kaum an Unterstützung eingebüßt. Allerdings hat es die neue Regierung versäumt, das Problem der fehlenden Rechtsstaatlichkeit sofort anzugehen. Der Fokus auf Innenpolitik entspricht zwar den Forderungen der Proteste von 2018, doch die zahlreichen außenpolitischen Herausforderungen lassen sich keinesfalls ignorieren.

Sergej Minasyan: Armeniens Verhältnis zu Russland angesichts der Ukraine-Krise
Auf russischen Druck hat Armenien im Herbst 2013 die Unterzeichnung eines Assoziierungsabkommens mit der EU sistiert und ist stattdessen im Januar 2015 der Eurasischen Zollunion beigetreten. Armenien ist für die Sicherheitspolitik Russlands im Südkaukasus von zentraler Bedeutung, umgekehrt ist das Land auf die Unterstützung Russlands im Karabach-Konflikt angewiesen. Seitens der EU hofft die armenische Regierung auf entsprechende Flexibilität.

Alexander Iskandarjan: Armeniens Sehnsucht nach dem Schwarzen Meer
Historisch ist Armenien dem Schwarzen Meer in vielerlei Hinsicht verbunden, gegenwärtig dominiert jedoch ein Gefühl des Abgeschnitten-Seins das Binnenland im Kaukasus. In der Sehnsucht vieler Armenier nach dem Schwarzen Meer spiegelt sich die Sehnsucht des Landes wider, als europäisches Land wahrgenommen zu werden.

Uwe Halbach: Der Kampf um Berg-Karabach
Der Konflikt um Berg-Karabach gehört zu den ältesten und blutigsten Sezessionskonflikten im post-sowjetischen Raum. Zwar herrscht seit 1994 ein Waffenstillstand, aber bis heute kein gesicherter Frieden. Beide Konfliktparteien pflegen ein opferzentriertes Geschichtsbild, das eine Annäherung schwierig werden lässt. Vor diesem Hintergrund wächst die Gefahr einer erneuten militärischen Auseinandersetzung.

Thomas Schmutz: Armenien und das Gedenken an den Völkermord von 1915
Vor 100 Jahren begannen im Frühjahr 1915 die Vertreibung und die Vernichtung der Armenier im Osmanischen Reich. Etwa 1,5 Millionen Armenier fielen dem Völkermord zum Opfer. In Armenien und weltweit wurde am 24. April an die Opfer des Genozids erinnert. Während die Ereignisse vor 100 Jahren international als Völkermord anerkannt werden, verfolgt die offizielle Türkei bis heute eine Leugnungspolitik. Als Reaktion auf die internationalen Gedenkfeierlichkeiten in Jerewan gedachte die Türkei des Sieges der osmanischen Truppen über die Entente-Mächte in der Schlacht von Gallipoli im Ersten Weltkrieg.

Wolfgang Schwaigert: Die Armenische Apostolische Kirche
Die Armenische Apostolische Kirche kann auf eine über 1700-jährige Geschichte zurückblicken: Bereits im Jahr 301 wurde das Christentum in Armenien als Staatsreligion eingeführt. Seit dem 13. Jahrhundert kam es aufgrund wechselnder politischer Herrschaften zu einer Aufsplitterung der armenischen Kirchenstrukturen. Heute lebt über die Hälfte der Gläubigen in der Diaspora. In der Ökumene nehmen armenische Bischöfe eine führende Rolle ein.

Wolfgang Schwaigert: Die Armenisch-Katholische Kirche
Die Armenisch-Katholische Kirche entstand nach mehreren gescheiterten Unionsversuchen im 17./18. Jahrhundert. Der Orden der Mechitharisten spielte eine wichtige Rolle bei der Bewahrung des kulturellen und kirchlichen Erbes der Armenier. In Syrien ist das kirchliche Leben gegenwärtig fast gänzlich zum Erliegen gekommen und ein Großteil der Gläubigen befindet sich auf der Flucht.

Mikayel Zolyan: Unabhängigkeit und Konflikt in armenischen Schulbüchern
Bei der Darstellung der Ereignisse der späten 1980er und frühen 1990er Jahre legen die meisten armenischen Schulbücher den Fokus auf den Unabhängigkeitskampf und den Konflikt um Bergkarabach. Der Kampf gegen das totalitäre Sowjetsystem und die demokratische Transition spielen bei diesem Narrativ lediglich eine untergeordnete Rolle. Die Darstellung des Bergkarabach-Konflikts suggeriert Analogien zum Völkermord an den Armeniern von 1915.