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Europa - wohin?

Herausforderungen für Kirche und Gesellschaft
Wien, 14. - 16. März 2018

Konferenz in Kooperation mit Pro Oriente und Renovabis - Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa

Diplomatische Akademie
Favoritenstraße 15A
1040 Wien

pdfFlyer

Seit einigen Jahren mehren sich in Europa die Krisensymptome. Die Euphorie der "Wendejahre" nach 1989/90 und jene, die die Osterweiterung der Europäischen Union begleitete, sind spätestens seit der Flüchtlingskrise im Sommer und Herbst 2015 verflogen. In vielen europäischen Ländern gewinnen politische Kräfte an Einfluss, die eine Abkehr von der bisherigen Integrationspolitik fordern und damit die Einigung Europas seit dem Ende des Kalten Krieges infrage stellen.
Angesichts dieses Befundes will die Konferenz versuchen, Expertinnen und Experten aus Gesellschaft, Kirche und Wissenschaft miteinander ins Gespräch zu bringen. Wichtig wird es dabei sein, die bestehenden Probleme offen auszusprechen und miteinander über mögliche Wege aus der Krise zu diskutieren.

pdfDokumentation der Tagung

Tagungsbericht
Angesichts der zahlreichen Krisen und Herausforderungen in Europa sei ein aktives Engagement von Kirchen und Gläubigen mehr denn je wünschenswert, lautete eine mehrfach ausgesprochene Anregung an der Konferenz „Europa – wohin?“. So rief der Präsident der Tschechischen Christlichen Akademie, Prof. Tomáš Halík, in seinem Referat die Kirchen dazu auf, neue Wege zu suchen, denn „das Christentum von gestern kann schwerlich eine Hoffnung für das Europa von heute oder morgen sein“.
Während drei Tagen diskutierten Vertreter aus Kirche, Wissenschaft und Politik aus 14 europäischen Ländern über die Zukunft Europas und wie mit den Herausforderungen für Kirche und Gesellschaft umgegangen werden könnte. Ein Nachmittag war der Diskussion der Situation in verschiedenen osteuropäischen Ländern gewidmet, die dank kleineren Gruppen einen intensiveren Austausch ermöglichten. In den Podiumsdiskussionen waren sowohl EU-Mitgliedstaaten wie Tschechien, Bulgarien oder Rumänien vertreten als auch Beitrittskandidaten wie Serbien und Albanien, aber auch Nicht-EU-Staaten wie Russland, die Ukraine oder Georgien.
Weihbischof Krzysztof Zadarko, der in der Polnischen Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen zuständig ist, distanzierte sich von der Haltung des polnischen Staates in dieser Frage. Die Kirche stehe der Aufnahme von Flüchtlingen keineswegs so ablehnend gegenüber, wie der Staat. Bereits 2015 habe die Bischofskonferenz die Aufnahme von Flüchtlingen befürwortet, allerdings sei hierfür der Staat zuständig. Er gab zu bedenken, dass die meisten Flüchtlinge gar nicht nach Polen wollten, sondern weiter nach West- und Nordeuropa.
Sehr kritisch äußerte sich András Máté-Tóth, Professor für Religionswissenschaft an der Universität Szeged, über die aktuelle ungarische Politik. Die jetzige Regierung unter Viktor Orbán betreibe eine Politik des Hasses gegen Muslime, Einwanderer, George Soros, die Zivilgesellschaft und unabhängige Journalisten. Er hoffe, die nächsten Wahlen am 18. April 2018 würden neue Mehrheitsverhältnisse im Parlament schaffen und eine Korrektur des politischen Kurses ermöglichen.
Die Phänomene Nationalismus und Populismus analysierte der Publizist und Autor Reinhold Vetter und schrieb dabei der Geschichtspolitik eine wichtige Rolle zu. Ebenso zeige „ein Blick nach Ungarn, dass Panikmache, Fremdenfeindlichkeit und eben auch Antisemitismus zum Repertoire nationalistischer und populistischer Politiker gehört“. Er stellte „Anzeichen für neue Gräben vor allem zwischen Ost- und West“ fest. Die „Konfliktfelder sind vor allem unterschiedliche Auffassungen von Staat und Recht, um multikulturelle oder homogene Modelle von Volk und Nation, um unterschiedliche Auffassungen von Moral und Lebensformen, um den Zugang zur Geschichte. Politische Sprengkraft haben insbesondere der Streit über die Flüchtlings- und Asylpolitik sowie der Streit um die Rechtsstaatlichkeit.“ Dabei vermisste Vetter eine ehrliche Debatte über die tatsächlichen Probleme der EU.
Wesentlich positiver hatte sich am ersten Tag der Südosteuropa-Historiker Konrad Clewing geäußert. Er sprach zwar von einer „mehrschichtigen Integrationskrise“ im heutigen Europa, verwies aber auch auf den doppelten Erfolg der EU als „Friedensprojekt“ und ein Instrument, das „Wohlstand für viele“ bringe. Auch Prof. Ingeborg Gabriel von der Universität Wien gab sich hoffnungsvoll, als sie über sozialethische Herausforderungen der Kirchen angesichts der europäischen Krise sprach.
Die Konferenz wurde von Pro Oriente, Renovabis und dem Institut G2W organisiert und fand vom 14. bis 16. März in der Diplomatischen Akademie Wien statt.

Natalija Zenger, Redakteurin NÖK

Programm
Mittwoch, 14. März 2018

15:00 Uhr Begrüßung

15:10 Uhr Zur Krise in Europa (politische Sicht)
Prof. Dr. Oliver Jens Schmitt, Wien

15:50 Uhr Zur Krise in Europa (kirchliche Sicht)
Dr. Michael Kuhn, Brüssel

16:30 Uhr Diskussion

18:00 Uhr Abendessen

Donnerstag, 15. März 2018
9:00 Uhr Populismus und Nationalismus in Europa
Reinhold Vetter, Berlin - Warschau

10:30 Uhr Kaffeepause

11:00 Uhr Sozialethische Herausforderungen für die Kirchen
Prof. Dr. Ingeborg Gabriel, Wien

12:30 Uhr Mittagspause

14:30 Uhr Zwei parallel laufende Panels
(1.) Von Musterschülern zu Problemfällen?
Polen: Weihbischof Krzysztof Zadarko, Koszalin
Ungarn: Prof. Dr. Dr. András Máté-Tóth, Szeged
Tschechien: Dr. Jaroslav Šonka, Prag

(2.) Bürgerprotest und neue Aufbrüche
Rumänien: Prof. Dr. Radu Preda, Bukarest
Ukraine: Andrij Waskowycz, Kiew
Bulgarien: Prof. Dr. Valerij Stojanov, Sofia

16:00 Uhr Kaffeepause

16:30 Uhr Zwei parallel laufende Panels
(1.) Lost in Transition - die Westbalkanstaaten
Serbien: Dr. Irena Ristić, Belgrad
Bosnien-Herzegowina: Dr. Vedran Džihić, Wien
Albanien: Luigji Mila, Shokdra

(2.) Innen- und Außenperspektiven
Russland: Dr. Evgeny Pilipenko, Moskau
Georgien: Prof. Dr. Vaja Vardidze, Tiflis
Belarus: Dr. Alena Alshanskaya, Mainz

18:00 Uhr Abendessen

19:30 Uhr Zukunftsvision Europa
Othmar Karas, Mitglied des Europäischen Parlaments

Freitag, 16. März 2018
9:00 Uhr Gedanken zu einer europäischen Politik aus christlichem Antrieb
Prof. Dr. Tomáš Halik, Prag

10:30 Uhr Kaffeepause

11:00 Uhr Abschlusspodium mit Referierenden aus den Panels

12:00 Uhr Mittagessen

Leitung: Dr. Regina Augustin. Pro Oriente; Dr. Christof Dahm, Renovabis; Stefan Kube, Institut G2W

Konferenzbeitrag: € 150.- (ink. Mahlzeiten); € 100.- (ohne Mahlzeiten)
Dieser ist bei der Registrierung am Konferenzort bar zu bezahlen. Ein Antrag auf Befreiung ist in begründeten Fällen schriftlich zu richten an:
Renovabis, Dr. Christof Dahm, Domberg 27, D-85354 Freising, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Zu den Reisekosten kann ein Zuschuss von bis zu EUR 200.- gewährt werden; der Antrag zur Befreiung muss vor der Konferenz per e-mail an Dr. Christof Dahm gestellt werden. Die Auszahlung des Zuschusses erfolgt nach Zusendung der Tickets (Flug-, Zugticket, Bus) im Anschluss an die Konferenz per Überweisung.

Unterbringung:
Für Selbstbucher:
Rainers Hotel Vienna
Gudrunstraße 184, 1110 Wien
www.rainers-hotel.eu, Tel. +43 (0) 605800
Einzelzimmer: € 75,-; Doppelzimmer zur Einzelnutzung: € 95,-
Buchbar bis spätestens 12. Februar 2018. Der Buchungscode wird Ihnen mit der Bestätigung Ihrer Anmeldung mitgeteilt.

Weitere Zimmer in folgendem Hotel können über PRO ORIENTE reserviert werden:
Novum Hotel Prinz Eugen
Wiedner Gürtel 14, 1040 Wien
https://www.novum-hotels.com/hotel-prinz-eugen-wien, Tel. +43 (0)1 5051741
Einzelzimmer: € 65,- bzw. € 70,- (Ruhelage)
Doppelzimmer zur Einzelnutzung: € 70,- bzw. € 75,- (Ruhelage)
Die Kategorien werden entsprechend der Verfügbarkeit vergeben (buchbar bis spätestens 1. Februar 2018).

Anmeldung: Bitte bis spätestens 1. Februar 2018 an: Gudrun Kaiser, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder per pdfAnmeldeformular

Bild: Diplomatische Akademie im Theresianum in Wien (erbaut 1687-1690); hier: Wappen über dem Portal.